Landwirtschaftsbetriebe mit Tieren verursachen Ammoniakemissionen, die schädlich für die Umwelt, Tiere und Menschen sind. Das Ressourcenprojekt Ammoniak und Geruch Zentralschweiz fördert daher verschiedene Möglichkeiten, Ammoniakemissionen in der Landwirtschaft zu reduzieren.

Auf dem Betrieb der Familie Röösli im luzernischen Hellbühl ist in diesem Rahmen seit April 2025 die erste Cowtoilet der Schweiz in Betrieb. Das freiwillige Uriniersystem für Kühe trennt Kot und Harn unmittelbar bei der Ausscheidung. So wird die Freisetzung von Ammoniak verhindert, das erst entsteht, wenn sich Urin und Kot mischen.

Am 18. Juni 2025 wurde der Praxistest auf dem Hof der Familie Röösli an einem Anlass den Medien und der Öffentlichkeit präsentiert. «Zuerst dachte ich, es sei ein 1.-April-Scherz. Unterdessen bin ich überzeugt, mit der Cowtoilet sind wir einen Schritt voraus und fit für die Zukunft», meint Landwirt Franz Röösli.

So funktioniert die Cowtoilet

Die Cowtoilet ist eine freistehende Box, welche die Kühe freiwillig betreten. Als Anreiz gibt es eine Portion Lockfutter. Nach dem Fressen wird die Kuh von der Maschine zwischen Euter und Vulva stimuliert, damit ein Harndrang entsteht. Der Urin wird aufgefangen, separat gelagert und als hochwertiger natürlicher Stickstoffdünger weiterverwendet.

Als Lockfutter werden auf dem Betrieb Röösli ein Kilogramm betriebseigene Maiswürfel gefüttert, die rund einen Viertel des insgesamt verabreichten Kraftfutters ausmachen. Die Einführung der Cowtoilet auf dem Betrieb Röösli verlief problemlos.

44 Prozent weniger Ammoniakemissionen

Nebst der neuen Cowtoilet finden sich auf dem Betrieb Röösli weitere Massnahmen zur Reduktion von Ammoniakemissionen:

  • Erhöhte Fressplätze mit Abtrennungen für weniger Fläche, die verschmutzt werden kann.
  • Laufgang und Fressgang mit seitlichem Gefälle (3 Prozent) und Harnsammelrinne zur sofortigen Trennung von Kot und Harn.
  • Rückbau der offenen Güllegrube und Neubau einer grossen Güllegrube unter dem Neubau. Dadurch steht ein Lagervolumen für acht Monate zur Verfügung.

Das Ammoniakreduktionspotenzial liegt bei 44 Prozent pro Kuh. Die Cowtoilet trägt, sehr konservativen Expertenschätzungen zufolge, zirka 15 Prozent dazu bei. Dank dem Einsatz der Cowtoilet auf dem Betrieb Röösli können nun Daten aus der Praxis gesammelt werden. Mit Blick nach vorne bemerkt Baucoach Markus Bucheli, der den Stallbau im Rahmen des Ressourcenprojekts eng begleitet hat:

«Die Herausforderung wird sein, das System ohne grossen Lockfuttereinsatz zu betreiben und den Melkroboter nicht zu konkurrenzieren».

Das Ressourcenprojekt Ammoniak und Geruch Zentralschweiz

Das Ressourcenprojekt Ammoniak und Geruch Zentralschweiz zeigt Möglichkeiten auf, wie Ammoniakemissionen auf Landwirtschaftsbetrieben reduziert werden können. Die folgenden Massnahmen werden über das Ressourcenprojekt für den Teil Ammoniak mitfinanziert:

  • Mehrkosten durch ammoniakmindernde Massnahmen an Rindvieh- und Schweineställen
  • Umstellung auf Betriebszweige mit hoher Wertschöpfung mit weniger Tieren
  • Verbesserungen entlang der Futterkette bei Rindvieh und für den Aufbau innovativer Betriebszweige

Hinter dem Projekt steht eine breite Trägerschaft, bestehend aus dem Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV), den Zentralschweizer Landwirtschafts- und Umweltämtern, dem Zentralschweizer Bauernbund und der Gemeinde Hohenrain. Im März 2024 wurde im luzernischen Ufhusen der erste Muster-Schweinestall einem breiten Publikum vorgestellt. Dies, nachdem im Frühjahr 2023 der erste Muster-Rindviehstall in Merlischachen SZ präsentiert worden ist (siehe unten).

Weitere Auskünfte

Raphael Felder, Geschäftsführer Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband
Telefon: 041 925 80 37 (erreichbar 18.6. bis 11 Uhr oder direkt am Anlass)
E-Mail: raphael.felder@luzernerbauern.ch

Markus Bucheli, Baucoach und Fachexperte Ammoniak, Umwelt und Energie Kanton Luzern
Telefon: 041 228 30 90 (erreichbar 18.6. bis 11 Uhr oder direkt am Anlass)
E-Mail: markus.bucheli@sluz.ch

 

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