Mit dem Ressourcenprojekt Ammoniak und Geruch werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Ammoniakemissionen auf Landwirtschaftsbetrieben reduziert werden können. Hinter dem Projekt steht eine breite Trägerschaft, bestehend aus dem Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV), den Zentralschweizer Landwirtschafts- und Umweltämtern, dem Zentralschweizer Bauernbund und der Gemeinde Hohenrain.

Am Montag, 11. März 2024, wurde im luzernischen Ufhusen der erste «Muster-Schweinestall» einem breiten Publikum vorgestellt. Dies, nachdem im Vorjahr der erste Muster-Rindviehstall präsentiert worden ist.

«Der Luzerner Bäuerinnen und Bauernverband engagiert sich in den Themen Ammoniak- und Geruchsreduktion, weil wir die Synergien in den vermeintlichen Zielkonflikten aufzeigen wollen», sagte Raphael Felder, Projektleiter und Geschäftsführer LBV, zu Beginn der Veranstaltung.

Mit dem zweiten fertiggestellten Musterstall ist ein wichtiger Meilenstein in der Umsetzungsphase des Teilprojekts Ammoniak erreicht. Bis 2025 sollen weitere Musterställe für Rindvieh und für Schweine fertiggestellt werden. Interessierte Bäuerinnen und Bauern können sich bei der Projektleitung melden.

Zukunftsweisender Stallbau in Ufhusen

Auf dem Schweinebetrieb in Ufhusen ergänzte Familie Sigrist den bestehenden Schweinestall mit einem Anbau des Abferkelstalls und einen Erweiterungsbau des Jagerstalls. «Für uns war klar: Wenn wir umbauen, dann wollen wir den Betrieb auf den neusten Stand bringen», sagt Betriebsleiter Kaspar Sigrist. Folgende Massnahmen reduzieren bei Sigrists die Ammoniakemissionen:

  • Niedrige Temperatur: Ansaugen von Zuluft aus dem Schatten und Zuluftkühlung mit Cool-Pad
  • Zuluftführung aus dem Hohlraum unter dem Jagerstall
  • Impulsarme Zuluftführung mit Riesenkanallüftung (niedrige Luftgeschwindigkeit über verschmutzten Flächen)
  • Biowäscher bei zwangsbelüfteten Ställen
  • Stickstoff-angepasste Fütterung

Die Schweine sind weniger gestresst, weil die Stalltemperatur ausgeglichen ist, keine Zugluft herrscht und die Stallluft sauber ist. Zudem sind die Geruchsemissionen minimal: Das freut nicht nur die Nachbarn, sondern auch Familie Sigrist selbst.

Der Betriebsleiter und seine Tiere profitieren jetzt von einem emissionsarmen und tierfreundlichen Stallkonzept. (Monique Wittwer)
Betriebsleiter Kaspar Sigrist. (Bild: Monique Wittwer)

70 Prozent Einsparungen

Messungen der Kantone zeigen auf, dass in der Zentralschweiz fast doppelt so viele Ammoniakemissionen ausgestossen werden, wie für Natur, Klima und Mensch verträglich wären. «Darum unterstützen die Umweltämter das Projekt. Verbesserungen bei Ställen wirken langfristig und sind somit eine Investition in die Zukunft», ist Daniel Christen, Leiter Dienststelle Umwelt und Energie Kanton Luzern, überzeugt.

Der Schweinestall in Ufhusen zeigt auf, wie mit fachlicher Beratung und in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft Ställe realisiert werden können, die eine langfristige Wirkung für die Umwelt erzielen. Das Einsparpotenzial für die Ammoniakemissionen liegt beim Stall Sigrist bei 70 Prozent.

Markus Bucheli, Berater am BBZN Hohenrain, hat den Stallbau in Ufhusen als Bau-Coach begleitet. Ihm fallen vor allem zwei Punkte positiv auf: «Durch die Konditionierung der Zuluft kann die Stalltemperatur im Sommer tief gehalten werden. Dies kommt den Tieren zugute, reduziert die Ammoniakemissionen und ist auch angenehmer für die Personen, die im Stall arbeiten. Durch tiefere Luftraten und geringere Ammoniakkonzentrationen in der Abluft kann die Leistung der Abluftreinigung optimiert werden.»

So profitieren teilnehmende Betriebe

Bund und Trägerschaft stellen für das Ressourcenprojekt Ammoniak und Geruch von 2021 bis 2026 insgesamt 5.1 Millionen Franken zur Verfügung. 1.2 Millionen sind für das Teilprojekt Geruch vorgesehen, die restlichen 3.9 Millionen für das Teilprojekt Ammoniak. Die folgenden Massnahmen werden über das Ressourcenprojekt mitfinanziert: Für Mehrkosten durch ammoniakmindernde Massnahmen an Rindvieh- und Schweineställen, für die Umstellung auf Betriebszweige mit hoher Wertschöpfung mit weniger Tieren, für Verbesserungen entlang der Futterkette bei Rindvieh und für den Aufbau innovativer Betriebszweige. Weiter finanziert werden die Bau-Coaches und die die wissenschaftliche Begleitung.

Ammoniak schadet der Biodiversität

Ammoniak entsteht vor allem in der Landwirtschaft: Wenn Kot und Harn der Nutztiere sich vermischen, bildet sich gasförmiges Ammoniak. Wird dieses in Wälder, Moore oder Magerwiesen deponiert, leiden diese Ökosysteme darunter. Vor 100 Jahren erhielten diese nur etwa 0,5 kg biologisch reaktiven Stickstoff pro Hektare und Jahr aus der Luft. Heute sind es je nach Standort zwei bis 65 kg – eine vier- bis über hundertmal höhere Dosis. Das geht nicht spurlos an den empfindlichen Ökosystemen vorbei. Als Faustregel gilt: Verschwindet eine Pflanzenart wegen zu hohen Stickstoff-Einträgen, gehen damit auch Nahrung, Nist- und Lebensraum für rund zehn Tierarten verloren, darunter insbesondere auch für Honig- und Wildbienen.

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