Schon im Sommer berichteten Medien in der ganzen Schweiz über Hamsterkäufe von Brennholz. Der Krieg in der Ukraine trieb die Gas-und Heizölpreise im Sommer in die Höhe und ein Energieengpass im Winter ist weiterhin nicht auszuschliessen. Wer ein Cheminée oder einen Holzofen hat, deckt sich daher vorsorglich mit genügend Brennholz ein – das zeigt die erhöhte Nachfrage der vergangenen Monate. Holz ist ein lokaler, erneuerbarer Rohstoff und im Gegensatz zu Erdgas und Öl eine nachhaltigere Variante des Heizens. Die Schattenseite: Beim Verbrennen von Holz entstehen Russ- und andere Feinstaubpartikel. In zu hoher Konzentration belastet der Schadstoff in der Luft unsere Gesundheit und das Klima.

Russbelastung grossflächig und massiv zu hoch

Im neuen in-luft-Bericht der inNET Monitoring AG analysieren Dr. Hannah Wey und Dr. Christian Ruckstuhl die Russmessungen in der Zentralschweiz in den letzten zehn Jahren und kommen zu einem klaren Schluss: Der Jahresrichtwert der Eidgenössischen Kommission für Lufthygiene (EKL) für Russ von 0.1 μg m-3 wird in der Zentralschweiz noch immer grossflächig und massiv überschritten.

Der Bericht erklärt auch die Auswirkungen von Russ und anderem Feinstaub auf die menschliche Gesundheit und das Klima.

Werte sind im Winter sowie zu den Hauptverkehrszeiten am höchsten

In der Natur entstehen Russpartikel vor allem bei Busch- oder Waldbränden. Bei uns sind die hohen Werte aber auf die menschgemachten Emissionen zurückzuführen. Diese entstehen bei der Verbrennung fossiler und biogener Brennstoffe wie Öl, Gas und Holz, etwa im motorisierten Verkehr oder beim Heizen. Diesen Zusammenhang bestätigen auch die Messungen von in-luft: Hohe Russwerte zeigen sich insbesondere in den Wintermonaten sowie in den Morgen- und Abendstunden bei intensivem Pendelverkehr und Heizaktivität.

Massnahmen wie Partikelfilter für Autos und in grösseren Heizanlagen haben die durchschnittlichen Werte über die letzten Jahre zwar deutlich sinken lassen. Dennoch wird der Richtwert für Russ noch nicht eingehalten, sondern um ein sechs- bis siebenfaches überschritten.

Russpartikel gefährden die Gesundheit und begünstigen den Klimawandel

Alle Luftschadstoffe belasten die Gesundheit, Russpartikel aber besonders stark. Sie sind sehr klein und können daher tief in die Lunge eindringen. Russ ist krebserregend, vor allem jener aus Dieselabgasen. Weiter führen Russpartikel zu Erkrankungen der Atemwege und beeinflussen das Herz-Kreislauf-System negativ. Neuste Studien vermuten sogar einen Zusammenhang zwischen der Feinstaubbelastung entlang von Hauptverkehrsachsen und Demenz.

Russpartikel in der Luft treiben aber auch den Klimawandel voran. Dunkle Partikel absorbieren das Sonnenlicht und erwärmen sich. Je mehr Russpartikel in der Luft, desto wärmer ist sie. Zudem lagern sie sich auf Eis- und Schneeflächen ab und verdunkeln diese – auch in weit entfernten Regionen. So reflektiert die Erdoberfläche weniger Sonne und erwärmt sich zusätzlich, sodass Schnee und Eis schneller schmelzen.

Privates Heizen mit Holz treibt Russbelastung in die Höhe

Eine steigende Nachfrage nach Brennholz im Sommer und Herbst lässt erwarten, dass im kommenden Winter noch mehr mit Holz geheizt wird als in der jüngeren Vergangenheit. Gründe dafür sind die Angst vor einer Energiekrise und hohen Preisen aufgrund des Kriegs in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland.

Während grosse Holzfeuerungen heute per Gesetz mit modernen Partikelfiltern ausgestattet sein müssen, fehlen diese bei kleineren Holzheizungen in Privathäusern in den allermeisten Fällen. Je mehr Menschen also privat mit Holz heizen, desto höher die Russbelastung im kommenden Winter. Dabei ist auch das Benutzerverhalten, sprich das Einhalten der Anfeuerungsregeln, entscheidend für die entstehenden Emissionen.

«Wir haben grosse Fortschritte gemacht und müssen jetzt dranbleiben»

Dr. Hannah Wey, die Hauptautorin des neu erschienenen Zentralschweizer Russberichts, erinnert daran: «Die Russwerte sanken in den vergangenen Jahren kontinuierlich und das Bewusstsein für die Auswirkungen von Russ auf die Gesundheit und das Klima stieg. Nun müssen wir an den Massnahmen zur Luftreinhaltung dranbleiben und die besten Kompromisse für Wärmeversorgung und Gesundheit von Mensch und Umwelt, inklusive Klimaschutz, finden.»

So können Sie selbst mithelfen

Weil private Feuerungen eben keine Filter haben, ist die richtige Handhabung deshalb entscheidend. Wer richtig anfeuert, kann einen Grossteil der Emissionen verhindern.

Heizen mit Holz – aber richtig!

Zur Anleitung

Grundsätzlich gilt beim Heizen zugunsten von Klima und Gesundheit:
19 Grad Raumtemperatur in den stark frequentierten Räumen sind warm genug, lieber einen Pullover mehr anziehen.

Noch wichtiger sind jedoch mittel- und langfristige Lösungen für weniger Feinstaub und Russ in der Luft. Wer privat nicht mehr mit Öl, Gas oder Holz heizen möchte, kann auf Erdsonden, Wärmepumpen oder Solarenergie umsteigen, nachdem die Gebäudehülle isoliert wurde. In dicht besiedelten Gebieten gibt es teilweise Fernwärmenetze, an die man sich anschliessen kann. Wer im Verkehr und Transport weniger Abgase verursachen will, sollte die Mobilität reduzieren, das Velo und den ÖV nutzen oder auf E-Mobilität umsteigen.

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