Boden mit hoher Schadstoffbelastung

Schadstoffe in Böden stammen hauptsächlich aus Industrie, Landwirtschaft, Verkehr und Ablagerung von Abfällen. Wenn sie sich im Boden anreichern und ins Grundwasser oder in Pflanzen gelangen, können sie die Gesundheit von Mensch und Tier gefährden. Typische Schadstoffe in Böden sind Schwermetalle wie Blei, Zink, Kupfer oder Cadmium sowie organische Schadstoffe wie PAK.

Der Fokus der Phase 2022 bis 2025 der Kantonalen Bodenbeobachtung (KABO ZCH) lag deshalb auf Böden in der Zentralschweiz mit mutmasslich hoher Schadstoffbelastung. Die Studie umfasst ein Hauptprojekt und sechs kantonale Teilprojekte.

  • Im Hauptprojekt wurden erstmals sämtliche Böden in der Zentralschweiz, die möglicherweise stark mit Schadstoffen belastet sind (auf Stufe VBBo-Prüfwerte), erfasst und in einer Karte dargestellt. Durch den Abgleich mit empfindlichen Nutzungsflächen konnten so Gebiete mit hohem Gefährdungspotenzial aufgezeigt werden.
  • In den kantonalen Teilprojekten wurden zu spezifischen Fragestellungen Untersuchungskampagnen mit Schadstoffanalysen von Bodenproben durchgeführt.

Hauptprojekt

Das Hauptprojekt zielte einerseits darauf ab, die Kenntnisse über das Vorkommen und die Lage von Böden mit potenziell hohen Schadstoffgehalten in der Zentralschweiz zu verbessern. Andererseits sollen die Kantone auf Basis dieser neuen Grundlagen den Vollzug der Gefahrenabwehr weiterentwickeln können. Dadurch können Nutzungskonflikte vermieden sowie der unkontrollierten Verschleppung von schadstoffbelasteten Böden entgegengewirkt werden.

Ausgangslage

Bei der Beurteilung der Schadstoffbelastung in Böden gilt die Abstufung:

  • Richtwerte (darüber gilt ein Boden als schwach belastet)
  • Prüfwerte (darüber gilt ein Boden als stark belastet, es besteht Bedarf einer Gefährdungsabschätzung)
  • Sanierungswerte (so starke Belastung eines Bodens, dass eine Sanierung oder Einschränkung der Nutzung notwendig wird)

Im Vollzug Bodenschutz angewendet werden heute bereits kantonale Belastungshinweiskarten, die auf Böden mit potenziellen Richtwertüberschreitungen hinweisen. Ebenfalls wurden schon viele Untersuchungen zu einzelnen Belastungsquellen wie zum Beispiel Kehrichtverbrennungsanlagen, Strassenkorridoren oder Familiengärten durchgeführt. Auf Stufe Prüfwerte fehlte jedoch eine kantonsweite Erfassung der potenziell belasteten Böden.

Vorgehen

Das Hauptprojekt fasste den Stand des Wissens durch Literaturrecherchen, Umfragen und konkreten Untersuchungen zusammen, entwickelte konzeptionelle Grundlagen und erstellte daraus Karten für die sechs Kantone. Mithilfe des entwickelten Verdachtsperimeters > Prüfwert (VPPW) wurden Gebiete definiert, in denen mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Schadstoffgehalten zu rechnen ist, die über den vom Bund festgelegten Prüfwerten liegen. Die Arbeiten dazu fanden vor allem 2023 und 2024 statt.

Ergebnisse

Die neue GIS-basierte Karte zeigt das Belastungspotenzial und definiert Gebiete, auf denen aktuell eine sensible Nutzung stattfindet. Sie dient den Kantonen als neue Grundlage und wichtiges Vollzugsinstrument für eine wirkungsvolle Gefahrenabwehr. Hinweise für eine grossflächige Überschreitung der Prüfwerte gibt es keine, lokal kann es aber Gebiete mit hohen Belastungen und einem Gefährdungspotenzial geben. Auf Basis der neuen Karte können in Zukunft in relevanten Gebieten Schadstoffanalysen durchgeführt und daraus Massnahmen abgeleitet werden, die aus einer Sanierung des Bodens oder einer Einschränkung der bisherigen Nutzung bestehen können (etwa bei sensiblen Nutzungen wie Kinderspielplätzen).

Kantonale Teilprojekte

In den sechs Teilprojekten wurden gezielte Schadstoffanalysen durchgeführt, um in spezifischen Fällen vertiefte Erkenntnisse über die Belastungssituation der Böden zu erlangen. Je nach Kanton wurden unterschiedliche thematische Schwerpunkte verfolgt.

Luzern

Im Kanton Luzern wurden am Beispiel der Swiss Krono AG in Menznau die Auswirkungen eines emissionsrelevanten Einzelemittenten aus Industrie und Gewerbe auf die umliegenden Böden untersucht. Die Swiss Krono AG verarbeitet jährlich über 600’000 Kubikmeter Holzprodukte und zählt damit zu den emissionsintensiven Produktionsstandorten in der Region.

Fazit: Trotz hoher Produktionsvolumina und der jahrzehntelangen Betriebsdauer zeigten die gezielten Bodenuntersuchungen, die auf einer Emissionsmodellierung basierten, keine erhöhten Schadstoffgehalte in den Böden der Umgebung. Diese Ergebnisse sind besonders erfreulich, da mit einer stärkeren Belastung gerechnet werden konnte. Weitere Industrieanlagen im Kanton werden im Rahmen des künftigen Vollzugs zur Gefahrenabwehr schrittweise überprüft.

Nidwalden

Im Kanton Nidwalden validierte das Teilprojekt den Belastungshinweis „Altbaugebiet“ in der bestehenden Belastungshinweiskarte. Die Vergleichsproben innerhalb der Hinweiskarte von Stans zeigten signifikant höhere Bodenbelastungen als diejenigen ausserhalb des Altbaugebiets. Grund dafür sind frühere diffuse Belastungsquellen wie Abfallablagerungen, Heizungen, der Einsatz von Gartenhilfsstoffen oder gewerbliche Kleinbetriebe. Zu Prüfwertüberschreitungen kommt es in Altbaugebieten nur in Einzelfällen.

Fazit: Die Untersuchung empfiehlt eine leicht grosszügigere Ausscheidung des Altbaugebiets zur Verbesserung der Zuverlässigkeit der Belastungshinweiskarte.

Obwalden

Das Obwaldner Teilprojekt untersuchte, ob das Trassee der Zentralbahn von Alpnach bis Giswil neu in die Belastungshinweiskarte aufgenommen werden sollte.

Fazit: Die Resultate der Bodenproben zeigten nur wenig erhöhte Schadstoffgehalte im Zusammenhang mit dem Bahnbetrieb und entsprechend ist kein Eintrag in der Hinweiskarte angezeigt.

Schwyz

Im Kanton Schwyz wurden Böden rund um Hochspannungsmasten untersucht.

Fazit: Innerhalb der Mastgevierte wurden häufig Zinkgehalte über dem Prüfwert festgestellt, was die Relevanz von Zink als massgeblicher Schadstoff bestätigte. Als Belastungsursache ist neben der Verwitterung erfahrungsgemäss auch der periodische Unterhalt denkbar. Ab 15 m Radius vom Mastmittelpunkt sind die Böden nicht mehr belastet.

Uri und Zug

Die Kantone Uri und Zug fokussierten auf die Erhebung und Untersuchung öffentlicher Kinderspielplätze. Mit Hilfe verschiedener Datenquellen konnte für beide Kantone ein vollständiges Inventar erstellt werden. Beprobt wurden anschliessend Spielplätze mit einem erhöhten Belastungsrisiko.

Fazit: 5 Prozent der untersuchten Standorte wiesen Prüfwertüberschreitungen auf. Das ist ein erfreulich tiefer Wert. Bei den wenigen betroffenen Spielplätzen konnten bereits Sanierungsmassnahmen aufgegleist werden.

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Interessieren Sie sich für den ganzen Schlussbericht der themenspezifischen Untersuchung «Böden mit hohen Schadstoffgehalten (2022-2025)», dann kontaktieren Sie uns.

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