Mit dem Ressourcenprojekt Ammoniak und Geruch zeigt der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband mit Unterstützung der Zentralschweizer Kantone und dem Zentralschweizer Bauernbund Möglichkeiten auf, wie Ammoniakemissionen auf Landwirtschaftsbetrieben reduziert werden können. Geprüft und umgesetzt werden Massnahmen beim Stallbau und veränderte Prozesse in der Haltung der Tiere auf dem Betrieb. Am Montag, 3. April 2023 wurde der erste Musterstall mit einem öffentlichen Anlass vorgestellt.

 Zukunftsweisender Stallbau in Merlischachen

Auf dem Milchviehbetrieb Zimmermann wurde 2022 ein neuer Stall für das Rindvieh erstellt. Das Ressourcenprojekt stellte der Familie Zimmermann den Bau-Coach Erich von Ah von der Landwirtschaftlichen Beratung des Kantons Schwyz zur Seite, der sie im Planungsprozess eng begleitete. Es wurden diverse Massnahmen zur Reduktion von Ammoniak umgesetzt: Erhöhte Fressstände für die Tiere, geneigte Laufflächen mit schnellem Harnabfluss und ein im Stall integrierter Laufhof sorgen für weniger verschmutzte Flächen. Gemäss Studien können Ammoniakemissionen allein damit bis zu 30 Prozent reduziert werden. Die offene Bauweise sorgt für eine gute Durchlüftung des Milchviehstalles.

Die zusätzlichen ammoniakmindernden Massnahmen gehen nicht zu Lasten des Tierwohls: Die Liegeboxen wie der gesamte Stall sind grosszügig gebaut, im Winter scheint die Sonne in den Liegebereich der Tiere, im Sommer ist dieser beschattet.

Liegeboxen mit Dinkelspelzen-Pellets-Einstreu
Bild: Monique Wittwer

Langfristige und konstruktive Lösungen

Der neue Stall der Zimmermanns zeigt auf, wie zusammen mit fachlicher Beratung und Wissenschaft Ställe realisiert werden können, die eine langfristige Wirkung im Umweltbereich erzielen. Das Einsparpotenzial für die Ammoniakemissionen aus dem Stall und dem Laufhof liegt mit den Massnahmen auf dem Betrieb Zimmermann bei mindestens 40 Prozent. Dies über Jahrzehnte, ohne Kompromisse beim Tierwohl und wirtschaftlich tragbar.

Erster Musterstall ist der Startschuss

Mit dem ersten fertiggestellten Musterstall ist ein wichtiger Meilenstein in der Umsetzungsphase des Teilprojekts Ammoniak erreicht. Es befinden sich mehrere Betriebe in Abklärung, bei drei Betrieben liegt eine Baubewilligung vor. Bis 2025 sollen 12 Musterställe mit Rindvieh und 6 mit Schweinen fertiggestellt sein. 12 weitere Betriebe sollen auf wertschöpfungsstarke Betriebszweige mit weniger Tieren und entsprechend tieferen Gesamtemissionen umsteigen.

So profitieren teilnehmende Betriebe

Der Bund und die Zentralschweizer Kantone stellen für das Ressourcenprojekt insgesamt 5.1 Millionen Franken über einen Zeitraum von sechs Jahren zur Verfügung, von 2021 bis 2026. 1.2 Millionen sind für das Teilprojekt Geruch vorgesehen, die restlichen 3.9 Millionen für das Teilprojekt Ammoniak. 49 Prozent des Budgets ist für Massnahmen reserviert: Für Mehrkosten durch ammoniakmindernde Massnahmen an Rindvieh- und Schweineställen, für die Umstellung auf Betriebszweige mit hoher Wertschöpfung mit weniger Tieren und für den Aufbau innovativer Betriebszweige. Weiter finanziert werden die Bau-Coaches, die wissenschaftliche Begleitung sowie die Evaluation und Koordination des Projekts.

Ammoniak schadet Wäldern, Mooren und Magerwiesen sowie der Biodiversität

In der Zentralschweiz wird fast doppelt so viele Ammoniak ausgestossen, wie für die Natur verträglich wäre, das zeigen Messungen der Kantone. Ammoniak entsteht vor allem in der Landwirtschaft: Wenn Kot und Harn der Nutztiere sich vermischen, bildet sich gasförmiges Ammoniak. Wird dieses in Wälder, Moore oder Magerwiesen deponiert, leiden diese Ökosysteme darunter. Vor 100 Jahren erhielten diese nur etwa 0,5 kg biologisch reaktiven Stickstoff pro Hektare und Jahr aus der Luft. Heute sind es je nach Standort zwei bis 65 kg – eine vier- bis über hundertmal höhere Dosis. Das geht nicht spurlos an den empfindlichen Ökosystemen vorbei. Als Faustregel gilt: Verschwindet eine Pflanzenart wegen zu hohen Stickstoff-Einträgen, gehen damit auch Nahrung, Nist- und Lebensraum für rund zehn Tierarten verloren, darunter insbesondere auch für Honig- und Wildbienen.