Brennholzstapel im Wald mit Indischem Springkraut.

Die Regionalgruppe Zentralschweiz des Cercle exotique veranstaltet jeweils im August einen Praxistag zu invasiven Neophyten, um betroffene Branchen bei der erfolgreichen Bekämpfung zu unterstützten. An der Tagung vermittelt die Organisation der kantonalen Neophyten-Fachleute die neusten Erkenntnisse auf dem Fachgebiet und fördert den Austausch unter relevanten Berufsgruppen. Dieses Jahr fand die Veranstaltung in Adligenswil direkt beim Meggerwald statt, der Schauplatz eines Projekts zur koordinierten Neophytenbekämpfung ist. Dies ganz im Sinne des Kursprogramms:

 

Wie können invasive Neophyten über Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinweg koordiniert bekämpft werden?

 

Nebst dem Austausch innerhalb der Verwaltung ist auch die Privatwirtschaft relevant, namentlich die SBB und andere Bahnunternehmen. Geleise wirken als Korridore, entlang derer sich invasive Neophyten rasch verbreiten, ungeachtet geografischer Grenzen. Deshalb informierte am Praxistag Patrick Röthlin, Leiter Natur Region Mitte bei der SBB, über aktuelle Entwicklungen und Ansätze im Unternehmen.

 

Meggerwald: Neophytenbekämpfung über 5 Gemeinden hinweg

An die 30 Feuchtgebiete mit teilweise nationaler Bedeutung beherbergt der Meggerwald. Es sind wichtige Rückzugsgebiete für selten gewordene Pflanzen und Tiere. Grosse Teile des wichtigen Naherholungsgebiets gelten als Naturschutzzonen. Auch hier breiten sich invasive Neophyten aus. Zu den problematischsten Arten gehören im Meggerwald der Kirschlorbeer, der Sommerflieder, die nordamerikanische Goldrute sowie der japanische Staudenknöterich.

Weil sich der Meggerwald über ganze fünf Gemeinden erstreckt (Adligenswil, Udligenswil, Meggen, Küssnacht und Luzern) und gewisse Parzellen in Privatbesitz sind, gestaltet sich die Bekämpfung der gebietsfremden Arten aber schwierig. Auf Initiative zweier Anwohner, Andreas Merz und Thomas Röösli, wurde 2020 ein Projekt gestartet, das die Anstrengungen der verschiedenen Gemeinden und Akteure im Gebiet koordiniert. Das ist schlicht notwendig: Befreit man eine Parzelle von invasiven Neophyten, die angrenzenden Flächen jedoch nicht, ist ein erneuter Befall nur eine Frage der Zeit. Ausserdem konnten durch die koordinierte Zusammenarbeit zusätzliche Gelder beantragt werden.

An der Praxistagung Neophyten konnten die teilnehmenden Fachleute Zivildienstleistenden bei der Bekämpfung über die Schulter schauen und Fragen stellen.

SBB: Zusammenarbeit mit Behörden ist erwünscht

Invasive Neophyten verbreiten sich entlang Geleisen besonders schnell und ungehindert. Patrick Röthlin, Leiter Natur Region Mitte bei den SBB, gab am Praxiskurs Neophyten Einblick in die Aktivitäten der Bundesbahn und betonte: die SBB wünschen sich mehr Dialog und Austausch mit den Gemeinden und Kantonen.

In ihrer Neophytenstrategie kategorisieren die SBB die zu bekämpfenden Pflanzen in fünf Prioritäten, angefangen bei den gesundheitsschädigenden Arten wie Ambrosia und Riesenbärenklau. Diese und andere invasive Neophyten werden gemäss der aktuellen Strategie regelmässig beseitigt. Dafür steht dem Bahnunternehmen aktuell ein Budget von 7 Millionen Franken zur Verfügung. Für eine Bekämpfung auf dem gesamten SBB-Eigentum wären allerdings zusätzlich 35 Millionen Franken nötig. Dies liegt unter anderem an folgenden Herausforderungen:

  • Die mechanische Bekämpfung, also das Auszerren der Pflanzen von Hand, ist nach wie vor die nachhaltigste und fast einzig effektive Variante, invasive Neophyten zu bekämpfen.
  • Chemikalien sind an vielen Orten aus Naturschutzgründen nicht zulässig und zudem nicht immer effektiv.
  • Bei einem Schienennetz von über 3000 Kilometern braucht es folglich viel Arbeitskraft, die schlicht fehlt. Das Angebot an Dienstleistern für diese Arbeit deckt die Nachfrage nicht annähernd und auch der Einsatz von Zivildienstleistenden reicht nicht aus.
  • Ein Neophyten-Einsatz auf den Geleisen muss zudem bis zu 18 Monate vorher angekündigt und geplant werden, weil das Gleis gesperrt werden muss.

Die SBB forschen laufend an neuen und besseren Methoden, um die Verbreitung von invasiven Neophyten entlang der Geleise wirksam und langfristig zu verhindern. Ein Versuch war die Zerstörung von Pflanzen mit heissem Wasserdampf, der unten aus fahrenden Zügen versprüht wurde. Auch Versuche mit Strom im Boden, Chemikalien oder Pilzen wurden in den letzten Jahren unternommen und auch heute wird fleissig geforscht. Ebenso essenziell wie neue Methoden ist laut Patrick Röthlin aber auch die engere Zusammenarbeit mit den Behörden.