Treffen iMOnitraf

Am 21. Dezember 2022 trafen sich die Regionen entlang der Alpenkorridore im Rahmen des Projekts iMONITRAF!, um die gemeinsamen Ziele der nächsten Jahre zu formulieren. Die Zentralschweiz vertrat dabei der Urner Regierungsrat Dimitri Moretti, auch mit dabei waren Südtirol und Trentino.

Das Netzwerk iMONITRAF! entwickelt Lösungen für einen nachhaltigen Alpentransitverkehr zum Schutz des Alpenraums und des Klimas. Dazu gehört die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene und die Kontrolle des Verkehrs.

iMONITRAF!-Daten sind wertvoll

Das Herzstück des Netzwerks ist das Monitoring-System für das Verkehrsaufkommen und der Austausch der entsprechenden Daten unter den betroffenen Regionen. Die Daten wurden am Treffen in Innsbruck als hochrelevant für die Entwicklung gemeinsamer und nachhaltiger Lösungen befunden und sollen auch weiterhin rege ausgetauscht werden.

Vier Schwerpunkte für die nächste Arbeitsphase
2023 bis 2025

1. Kapazitätsmanagement

Die Verkehrskapazitäten entlang der Alpenkorridore sind beschränkt. In der Schweiz etwa gilt ein Verlagerungsziel von 650’000 LKW-Fahrten pro Jahr – so viele LKWs sollen den Gotthard pro Jahr maximal passieren. Bei anderen Alpenübergängen fehlen solche klaren Grenzwerte. Ausgehend von Studien entlang des Brenner-Korridors wird nun ein Slot-System geprüft. Dabei müssten LKW-Durchfahrten im Voraus gebucht werden, was das Management des Verkehrsaufkommens erleichtern würde. Das ist nicht nur für die Umwelt und das Klima relevant, sondern auch für die Verkehrssicherheit. Und es kann helfen, dass die Strassen weniger überlastet sind.

2. Infrastruktur

In Sachen Infrastruktur ist die Schweiz Wegbereiterin im Netzwerk: Dank des Gotthard-Basistunnels passieren in der Schweiz schon heute 75 Prozent des Güterverkehrs die Alpen auf der Schiene. Im Nachbarland Österreich wird die Infrastruktur am Brennerpass erst noch ausgebaut, was im Moment zu einem genau umgekehrten Verhältnis führt: Erst 27 Prozent des Güterverkehrs queren die Alpen auf der Schiene. Das zeigt: das «Modell Schweiz» funktioniert.Ebenfalls wichtig seien aber die Verladestationen, um Fracht von Lastern auf Güterzüge umzuladen: «Sogar der Status Quo hat noch Potenzial. Die Schiene ist noch nicht ausgelastet», erklärt Niklas Joos, iMONITRAF!-Projektmitglied aus der Zentralschweiz.

3. Digitalisierung

Auf der Strasse schreitet die Digitalisierung schnell voran, weil sie von den Interessen der Industrie getrieben ist. Auf der Schiene müssen die Länder diesen Wandel proaktiv vollziehen. Das Potenzial wäre gross: «Automatische Kuppelanlagen zum Beispiel, wie sie der Bund nun einführen will, sparen Zeit und vereinfachen die Abläufe», erklärt Niklas Joos.

4. Verkehrsabgabe

In der Schweiz müssen LKWs pro gefahrenen Kilometer eine leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) bezahlen. Das trägt zur Kostenwahrheit bei und unterstützt die Verkehrsverlagerung auf die Schiene. Die EU verfügt mit der überarbeiteten Wegekostenrichtlinie nun über eine ähnliche Möglichkeit für eine Verkehrsabgabe. Die konkrete Umsetzung sieht jedoch noch sehr viele Ausnahmen

Ziele sollen via Ten-V Verordnung der EU und der Simplon-Allianz erreicht werden

Eine konkrete Chance für die Anliegen von iMONITRAF! bietet sich aktuell auf EU-Ebene: Im europäischen Parlament wird die Verordnung zu den transeuropäischen Verkehrsnetzen (TEN-V) revidiert. Die zuständige Abgeordnete, Barbara Thaler, war am Treffen in Innsbruck dabei und sieht die Relevanz der Anliegen. Im Rahmen der Revision werden zwei für iMONITRAF! wichtige Massnahmen diskutiert: Zum einen könnten Bussgelder oder ähnliche Strafmassnahmen für Staaten festgelegt werden, wenn diese ihre zugesagten Ausbaupläne nicht fristgerecht umsetzen. Das könnte etwa Eisenbahnzufahrtsstrecken zum Gotthard betreffen. Zum andern ist vorgesehen, die Effizienz des Güterverkehrs auf der Schiene zu steigern, indem beispielweise entlang der wichtigsten Eisenbahnkorridore gewisse Kapazitäten für den Güterverkehr bereitgestellt werden müssen und eine maximale Verweilzeit von 15 Minuten an Grenzübergängen vorgegeben wird.

Eine weitere Chance bietet die Simplon-Allianz: Die Umwelt- und Verkehrsministerien der Alpenländer haben im letzten Herbst einen Aktionsplan für klimafreundliche Mobilität in den Alpen verabschiedet. Da sich die Ziele stark mit denen von iMONITRAF! decken, wird hier eine künftige Kooperation angestrebt.