Der Betrieb der Familie Röösli im luzernischen Hellbühl testet seit April 2025 die erste «Cowtoilet» der Schweiz. Die Innovation wurde im Rahmen eines umfassenden Stall-Neubaus installiert und ist nur eine von vielen Massnahmen im neuen Stall, mit denen Ammoniakemissionen reduziert werden. Am 18. Juni 2025 wurde der Praxistest an einem Anlass den Medien und der Öffentlichkeit präsentiert.

Ziel: Ammoniakemissionen reduzieren

Beim alten Stall wäre eine Dachsanierung und das Decken der Güllegrube angestanden, zudem wurde von einem Melkstand auf einen Melkroboter umgestellt. Der alte Stall wurde vollständig rückgebaut. Die Bauzeit dauerte von Ende Juli 2024 bis Ende April 2025. Die Familie Röösli wurde im Rahmen des Ressourcenprojekts «Ammoniak- und Geruchsemissionen in der Zentralschweiz reduzieren» beim Bau beratend unterstützt und die Anschaffung der Cowtoilet wurde mitfinanziert.

So funktioniert die Cowtoilet

Die Cowtoilet ist ein freiwilliges Uriniersystem, das Kot und Harn unmittelbar bei der Ausscheidung trennt. Es macht sich zunutze, dass Kühe nicht gleichzeitig urinieren und koten. So wird die Freisetzung von Ammoniak verhindert, das erst entsteht, wenn sich Urin und Kot mischen. Die Innovation ist eine frei stehende Box, welche die Kühe freiwillig betreten. Als Anreiz gibt es eine Portion Lockfutter. Nach dem Fressen wird die Kuh von der Maschine zwischen Euter und Vulva stimuliert, damit ein Harndrang entsteht. Der Urin wird aufgefangen, separat gelagert und als hochwertiger natürlicher Stickstoffdünger weiterverwendet.

Info-Anlass

Hier geht’s zu allen Informationen rund um die Präsentation der Cowtoilet: Merkblätter, Bilder, Videos und Medienberichte.

Info-Anlass Cowtoilet

Betriebsspiegel Hof Röösli

 

Franz Röösli und sein Sohn Janis haben einen ammoniakmindernden Rindviehstall inklusive Cowtoilet gebaut. Bild: Monique Wittwer.

Betriebsleiterfamilie
Andrea und Franz Röösli-Probst mit Janis, Julia und Lenya

Adresse
Unterschwand 1, 6016 Hellbühl LU

Produktionsstandards
IP Suisse Betrieb, Wiesenmilch, BTS und RAUS

Tiere
50 Milchkühe (Holstein, Swiss Fleckvieh, 1 Braunvieh-Kuh) durchschnittliche Milchleistung 7500 bis 8000 kg, Jungvieh, 320 Mastschweine

Fütterung
Keine TMR; Sommer ⅓ Weide, ⅓ Heu, ⅓ Eingrasen; Winter Mais- und Grassilage, Heu

Landwirtschaftliche Nutzfläche
32.60 ha

Kulturen
3.5 ha Futterweizen, 3.5 ha Silomais, Grünland, Ökoflächen und Hochhecken QII, Eichenallee und 2.5 ha Wald

Mitarbeitende
Andrea und Franz Röösli-Probst, Sohn Janis, Eltern Trudy und Franz Röösli-Villiger, ein Lehrling

Besonderes
Teilnahme Agroscope-Projekt «Nährstoffflüsse» (Schweine), Ressourcenprojekte «KlimaStaR Milch» und «Ammoniak und Geruch Zentralschweiz» (Rindvieh), Schwalbenmonitoring Stadt Luzern

Interview mit Betriebsleiter Franz Röösli

Was war Ihre Motivation, im neuen Stall Massnahmen zur Reduktion von Ammoniakemissionen vorzunehmen?
Franz Röösli: Ich wollte einen Stall bauen, der auch in 10 bis 15 Jahren noch auf dem aktuellen Stand ist. Bereits mein Vater hatte so gedacht, als er 1975 als einer der ersten in der Schweiz einen Laufstall baute. Für die Zukunft ist es wichtig, Nährstoffkreisläufe so weit wie möglich zu schliessen.

Welche Massnahmen wurden beim Stall-Neubau umgesetzt?

  • Erhöhter Fressplatz mit Abtrennungen
  • Laufgang und Fressgang mit seitlichem Gefälle (3 Prozent) und Harnsammelrinne
  • Rückbau der offenen Güllegrube und Neubau einer grossen Güllegrube unter dem neuen Stallgebäude. Dadurch steht ein Lagervolumen für 8 Monate zur Verfügung.
  • Einbau von zwei Cowtoilets zum Auffangen von Harn, der dann separat gelagert wird
  • Gezielte Ausbringung des Harns als sofort wirksamer Stickstoffdünger

Wie verhalten sich die Tiere im neuen Stall?
Sehr ruhig. Nur die ersten drei Tage waren etwas turbulent. Das lag daran, dass wir die Kühe während der Bauzeit auf verschiedene Ställe aufgeteilt hatten und sie sich im neuen Stall wieder aneinander gewöhnen mussten. Ein Vorteil war, dass sich die Kühe in den «Ferien-Ställen» bereits ans Melken mit Roboter gewöhnen konnten. So ging die Roboter-Eingewöhnung eigentlich reibungslos.

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Technische Angaben

Stallplaner: Rindlisbacher AG
Gebäudehülle: System Wolf AG

Cowtoilet

  • Vertrieb Schweiz: Rindlisbacher AG / Hersteller: Hanskamp, Niederlande
  • 1 Cowtoilet für 25 Kühe
  • Zirka 30 Prozent des Urins wird aufgefangen, das sind rund 10 Liter pro Kuh und Tag (Versuch Dooren et al. 2023)
  • Zirka 30 bis 40 Prozent Reduktion der Ammoniakemissionen (Herstellerangaben, Dooren et al. 2023)
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Kosten

Gesamtkosten Stallbau: Zirka 1.5 Mio. Franken, was 30’000 Franken pro Kuhplatz entspricht

Eigenleistungen: Holzarbeiten und Stalleinrichtung ungefähr 100’000 bis 150’000 Franken.

Folgende Mehrkosten für ammoniakmindernde Massnahmen sind entstanden:

Abtrennbügel FEEDbox 256 CHF/Tier, Total 14’340 CHF
Harnsammelrinne 40.30 CHF/m, Total  4110 CHF
Gummimatten profiKURA 3D mit Gefälle 29 CHF/m2, Total 9890 CHF

Kosten pro Cowtoilet: 30’000 CHF (1 Cowtoilet ist für 25 Kühe)

Durch die Teilnahme am Ressourcenprojekt war die Beratung durch den Baucoach kostenlos und ein Teil der Mehrkosten für die Cowtoilet wurde übernommen.